Spezialfall Nachlass

Spezialfall Nachlass

Besonders schwierig kann es werden, wenn nahe Angehörige wie z. B. die Mutter, der Vater sterben, und man ein umfangreiches Erbe antritt.
Da sind viele Gefühle mit im Spiel. Die Trauer, der Abschied, die vielen Erinnerungen (gute und weniger gute…) 
Nun soll man entscheiden, welche Dinge losgelassen oder veräußert werden können und welche behalten werden wollen. 
Wegen der vielen Emotionen ist es oft noch schwerer, eine Wahl zu treffen als es bei den selbst angeschafften Dingen ist. 
Und das dann teilweise auch noch unter Zeitdruck, da die Wohnung/ das Haus geräumt werden muss und in den eigenen vier Wänden kein Platz ist, um viele Kisten zur späteren Sichtung unterzubringen. 
Oft gibt es kein eindeutiges „Ja! Will ich unbedingt behalten!“ oder ein „Nein! Um Gottes Willen- Weg damit!“ 
Je mehr Gefühle von Verbundenheit, gemeinsamer Zeit oder sonstige Assoziationen an den Gegenstand gebunden sind, desto schwerer kann man sich u. U. von ihm trennen. Das ist ja auch in Ordnung so. Solche Dinge können getrost aufbewahrt werden.
Vllt. sogar an einem besonderen Platz. 
Also ist es schon mal gut, wenn man nur die Erbstücke behält, die einem wirklich gut gefallen, die man mag, die im positiven Sinne besetzt sind. 
Wenn allerdings bei fast jedem Teil diese Kaskade an Emotionen gebunden ist, dann kann es schnell passieren, dass der eigene Haushalt überquillt von Dingen, die man gar nicht selbst gekauft hat. 
Es macht also Sinn, sich über einige Fragen Klarheit zu verschaffen: 
• Brauche ich den Gegenstand, auch wenn er mir nicht sooo gut gefällt, um die guten    Erinnerungen zu haben?
• Habe ich das Ding schon in meiner Kindheit gemocht/ nicht gemocht? 
• Mag ich es heute noch?
• Genügt mir ein Foto davon?
• Wenn ich das heute in einem Laden sehen würde: Würde ich es mir kaufen wollen?
  (Dabei gebe ich zu bedenken: All diese Stücke wurden aus einer Auswahl von         Dingen von einer anderen Person als mir ausgewählt und/ oder
 für schön befunden. Habe ich den gleichen Geschmack?)

Dann können auch ganz andere Motive im Hintergrund lauern. Vielleicht denke ich, dass ich meine Vorfahren oder nahen Verwandten nicht genug ehre, würdige, wenn ich deren Dinge nicht haben möchte. Wir können zutiefst „loyal“ gegenüber unseren Vorfahren/ Verwandten sein. Ob sie das nun „verdient haben“ oder nicht. 

• Würde X/ Y wollen, dass ich all diese Dinge behalte auch wenn ich mich damit     belaste und überfordere? Und wenn ja, ginge es X/Y dabei um mich oder sich?

Auch können die Themen Autonomie und Selbstbestimmung da reinspielen.
Wenn ich ein dominantes Elternhaus hatte, in dem meine eigenen Bedürfnisse nicht ausreichend gesehen wurden und ich sie auch nicht zum Ausdruck bringen und leben konnte, kann ich das vermutlich nicht auf einmal.
 
• Kann ich jetzt meine eigenen Entscheidungen selbstbestimmt und mit gutem     Gewissen und ohne Angst vor Missbilligung oder einer falschen Wahl treffen? Gebe     ich mir die Erlaubnis dazu? 

Hier empfehle ich, dass Sie sich Unterstützung hinzuziehen. Beispielsweise eine gute Freundin/ ein guter Freund, die/ der durch den Prozess sensibel aber auch motivierend begleiten kann. 
Wieviel und was Sie behalten ist alleine Ihre Entscheidung. Gemessen an Ihrer Beziehung zu der verstorbenen Person und Ihrem Geschmack, Ihrer Bewertung. Und natürlich den räumlichen, zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten. 
Und wirklich sicher sein, dass zu 100 % nur "richtige" Entscheidungen getroffen werden, von denen man keine bereut, kann man leider eher nicht.
Da kann ich nur dazu ermutigen, sich für jeden Schritt, den man geht, selbst zu würdigen und sich zu versprechen, sich "falsche" zu verzeihen.
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